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Shalini Randeria: „Es wäre sehr heilsam, manchmal nichts zu tun“

Wien (APA) - „Was ist zu tun?“ Diese Frage stellt der Autor und Historiker Philipp Blom („Der taumelnde Kontinent“) seinen Gästen in der Reihe „Carte Blanche“ im Burgtheater-Kasino. Shalini Randeria, seit Jahresbeginn Rektorin des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), antwortete gestern, Donnerstag, Abend trocken: „Es wäre sehr heilsam, manchmal nichts zu tun.“


Hilfreicher wäre mitunter, drüber nachzudenken, was das eigene Tun in der Vergangenheit für Probleme bereitet habe, sagte die Sozialanthropologin auch mit Blick auf die gegenwärtigen Migrationsströme, die zum Teil Resultat europäischen Handelns der vergangenen Jahre und Jahrhunderte seien.
Blom sieht in der 1955 in Washington D.C. geborenen Tochter eines indischen Paares, die in Delhi, Oxford und Heidelberg studierte und seit 30 Jahren im deutschsprachigen Raum lebt und arbeitet, ein Beispiel für ein künftiges Europa der Vielfalt. Europa sei zu sehr dem binären Denken verhaftet, meinte Randeria: „Es gilt Entweder-oder statt Sowohl-als auch.“ Sie selbst könne Identitäten als Amerikanerin, Inderin und Europäerin mühelos in sich vereinen, ohne sich für eine entscheiden zu müssen, versicherte sie.

„Wie man an Indien sieht, muss es nicht die Sprache sein, die ein Land zusammenhält“, sagte Randeria. Was es in Indien stattdessen sei, fragte Blom nach. Man einigte sich auf „Cricket und die Wahlen“ - wobei Randeria festhielt, dass in Indien fast ausschließlich die ärmeren Schichten zur Wahl gingen. Der Rest wisse, wen man anrufen oder bestechen müsse, um seine Anliegen durchzusetzen.
Der vorherrschende Eurozentrismus verhindere auch, dass man sich etwa über die Ausweitung chinesischer Interessen durch umfangreiche Ankäufe landwirtschaftlicher Nutzflächen in Europa ernstlich Gedanken mache, hieß es. Stattdessen gebe es noch immer den europäischen Reflex, „Lehrmeister der Welt zu sein“, sagte Randeria, die als Vision des Zusammenlebens der Kulturen die „Salad Bowl“ dem „Melting Pot“ vorzieht: „Ich möchte keinen Einheitsbrei.“ Es gebe allerdings Grenzen der Toleranz, für die man eine differenzierte Debatte brauche. Verkürzt gesagt: Kopftuch geht, Vollverschleierung geht nicht.
In die Debatte um Staats- und Privateigentum möchte Randeria, deren eigene Forschungen in indischen Dörfern bei der Kaste der Unberührbaren begonnen hatten, den Begriff des Gemeinschaftsbesitzes („the commons“) forcieren. Dinge, die sich dafür anböten, seien etwa Wasser, Patente auf biogenetisches Material wie Saatgut, aber auch bestimmte Daten, sagte die Wissenschafterin.

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