Wiener Konzerthaus, 20. September 2018
Am Podium
Ein Merkmal der Gegenwart ist das Bestreben, die Welt berechnend und kontrollierbar zu machen. In Kombination mit der auf Effektivität und Effizienz ausgerichteten Steigerungslogik in vielen Lebensbereichen führt das zu einem Gefühl der Schnelllebigkeit und der Entfremdung. Liegt eine Lösung für dieses die Moderne begleitenden Dilemma in der Verlangsamung? Der deutsche Soziologe Hartmut Rosa stellt dies in Frage und rückt den Begriff der Resonanz in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit. Als Resonanz bezeichnet er eine Art des In-Beziehung-Tretens des Menschen mit der Welt und postuliert, dass Lebendigkeit aus der Akzeptanz des Unverfügbaren entsteht. Der Mensch tritt mit den ihn umgebenden, die Welt konstituierenden Dingen in Dialog, gerät mit seinem Gegenüber in Schwingung, nimmt wahr und spürt die Lebendigkeit der Welt und seiner selbst. Resonanzräume zu schaffen, welche diese Erfahrung zulassen und die nötige Vertrautheit, Offenheit und Angstfreiheit bieten, um Resonanzerfahrung möglich zu machen, sind Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander.
Der Intendant des Wiener Konzerthauses Matthias Naske und Hartmut Rosa diskutierten am 20. September 2018 im Wiener Konzerthaus unter der Moderation von Philipp Blom über die Rolle der Resonanz in unserer Gesellschaft und darüber, welchen Beitrag Räume des gemeinsamen Wahrnehmens von Musik und von künstlerischen Prozessen dabei leisten können.
» Audio anhören: Alpbach-Dialoge: Auf die Resonanz kommt es an!